BNEF und RE100- Beschaffung von sauberer Energie durch Unternehmen

Sowohl die Solarwirtschaft wie auch die Energiewirtschaft boomt. Schon das 5. Jahr in Folge kann ein Wachstum innerhalb der Beschaffung von sauberen Energien durch Unternehmen verzeichnet werden. In diesem Artikel wollen wir uns unteranderem den von Kyle Harrison, Leiter der Nachhaltigkeitsforschung bei BloombergNEF (BNEF), aufgestellten Ausblick für die Beschaffung sauberer Energie von Unternehmen genauer betrachten. Auch den Einfluss der RE100 (gemeinnütziger weltweiter Zusammenschluss von Unternehmen für erneuerbare Energien) in Bezug auf das Wachstum möchten wir uns detailliert ansehen. Seit gespannt, was die Zukunft uns in diesem Bereich bescheren wird. 

Ein optimistischer Ausblick der BNEF wirft Fragen auf 

Die folgende Grafik zeigt sehr deutlich, dass das Wachstum ab 2019 sehr rapide zunahm:

Quelle: Kyle Harrison – PV-Magazin, 08.07.2021, https://www.pv-magazine.com/magazine-archive/bnefs-bullish-outlook-for-corporate-clean-energy-procurement/

Anhand dieser Abbildung können wir deutlich erkennen, dass ab Q3 in 2019 bis heute ein rasanter Anstieg stattfand. Wir befinden uns nun im Rekordjahr 2021. Laut Kyle Harrison haben Unternehmern für das bestehende Jahr einen Wert von 8,3 GW an Stromabnahmeverträgen für saubere Energie (PPAs) angekündigt. Im Vorjahr lag dieser Wert zu einem ähnlichen Zeitpunkt noch bei 5,2 GW. 

Solch ein Wachstum bringt jedoch auch unterschiedliche Skeptiker zum Vorschein. Folgende Fragen stehen hierbei häufig aus Unternehmenssicht im Raum: 

  • Ist der Beschaffungsmarkt für saubere Energie der Unternehmen auf Dauer nachhaltig? 
  • Was passiert, wenn die Versorgungsunternehmen weiter dekarbonisieren und das Netz sauberer wird? 
  • Kann sich der risikoscheue Käufer auf das aktuelle PPA-Modell verlassen? 
  • Sollten Unternehmen ihre Nachhaltigkeitschips bei weiteren Wetterkatastrophen, wie dem jüngsten Freeze-out in Texas, woanders platzieren? 

Laut Harrion sind diese Bedenken sehr veraltet. Unternehmen gehen die Dekarbonisierung heutzutage in der Regel ganzheitlich an und nutzen sie als proaktive Wachstumsstrategie, von der unterschiedliche Interessengruppen profitieren können. Dieser Wendepunkt, welcher die Netto-Null- und 24/7-CO2-freien Ziele beinhaltet, hat dem Einkauf von sauberer Energie durch Unternehmen neues Leben eingehaucht und die BNEF in Hinblick auf die zukünftigen Aktivitäten optimistisch gestimmt.  

Netto Null Ziele regen den Bedarf an sauberen Energien an

Unter “Netto-Null” verstehen wir das Verfolgen unterschiedlicher Reduktionsmaßnahmen von Menschenhand verursachter Treibhausgase, bis diese irgendwann komplett aus der Atmosphäre entfernt wurden. Unternehmen verpflichten sich immer häufiger zur Umsetzung dieser Ziele, wodurch der Bedarf an sauberer Energie ansteigt. Würden die in diesem Bereich angemeldeten Unternehmen die gesetzten Zwischenziele und Endziele erreichen, würde dies bis 2050 zu jährlichen Emissionsreduktionen von 8,3 Milliarden Tonnen Kohlendioxidäquivalenten führen. Das entspricht 20 % der weltweiten Emissionen. 

Saubere Energie als Leitbild für viele Unternehmen 

Viele Unternehmen haben sich laut Harrison zum Ziel gesetzt, saubere Energien für die Produktion von Produkten mit Alleinstellungsmerkmalen einzusetzen. Hierunter fallen beispielsweise CO2-neutrale Fahrzeuge. Auch Ölkonzerne investieren heutzutage in diese Form von Energie, um die Emissionen, die durch die Verwendung ihrer Produkte entstehen, zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist das Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen “Shell”, welches Stromhändler, EV-Ladeunternehmen und Anbieter virtueller Kraftwerke aufgekauft hat, um eigenständig von einem Ölunternehmen zu einem Stromunternehmen zu wechseln. Diese Abkommen werden sich in Zukunft als wesentlich erweisen, da sie bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen hinarbeiten. 

CO2-freie Energie Ziele fordern stündliche Erzeugungskontrollen

Eine Handvoll Unternehmen hob laut Harrison die intern gesetzten Nachhaltigkeitsstrategien auf die nächste Stufe an, indem sie sich „24/7 CO2-frei“ Ziele setzten. Anstatt am Jahresende die Erzeugung aus ihren sauberen Energieeinkäufen zu betrachten und mit dem jährlichen Stromverbrauch zu verrechnen, streben Unternehmen wie Google und Iron Mountain mittlerweile an, dies stündlich zu tun. Um dies umsetzen zu können, müssen verschiedene Technologien miteinander kombiniert werden, um konsistentere Erzeugungsprofile zu gewährleisten. Unter diese Technologien fallen unteranderem Solar-, Wind-, Geothermie-, Wasser-, Nuklear- und Batterien, um die erneuerbare Erzeugung und den Stromverbrauch stündlich auf netto-null zu setzen. Zudem hat diese Zielsetzung zur Folge, dass ein Unternehmen in der Regel mehr saubere Energie einkaufen muss, als eigentlich benötigt wird. Jedoch kann dieser Vertrag einem Unternehmen ermöglichen, am Ende des Jahres zu „100% erneuerbar“ zu sein, jedoch nur zu bestimmten Tageszeiten. Die Kombination dieses Solarprojekts mit Wind oder Batterien sorgt für eine gleichmäßigere saubere Energieerzeugung im Laufe des Tages. Aus diesem Grund sollte laut Harrison eine 24/7-Strategie in vielerlei Hinsicht als der nächste logische Schritt nach der Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien betrachtet werden.

RE100 – Zusammenschluss von Unternehmen treibt Wachstum voran 

Auch die RE100, eine Initiative von einflussreichen Unternehmen weltweit, welche sich dem Ziel der Steigerung der Nachfrage und Lieferung von 100% Strom aus erneuerbaren Energien verpflichtet haben, trägt zum stetigen Wachstum für den Einkauf erneuerbarer Energien bei. Diese Initiative wird von der Climate Group und dem Carbon Disclosure Project (CDP) geleitet. Sie besteht aus insgesamt 316 Unternehmen aus mehr als 175 Märkten. Dieser Verpflichtung hat sich unteranderem der weltbekannten chinesischen PV-Hersteller Longi Solar zugesprochen. Aus einem Interview zwischen dem PV-Magazin und Mariana Daykova, Senior Managerin für erneuerbare Energien bei CDP, können wir einige interessante Aspekte bezüglich dieses Zusammenschlusses entnehmen. Diese wollen wir euch hier einmal genauer aufschlüsseln. 

Die ursprüngliche Idee der RE100 war es einmal, alle Unternehmen, die an diesem Thema interessiert sind zusammenzubringen, um neue Impulse für den erneuerbaren Stromverbrauch zu setzen. Der Ursprungs Gedanke lag hierbei auf den Energiewirtschaftsmarkt, der vorangetrieben werden sollte. Die Zahl der Mitglieder ist jedoch bis ins aktuelle Jahr 2021 unerwartet hoch angestiegen. Die Teilnehmer kommen mittlerweile sowohl aus dem europäischen Raum wie auch aus Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum. Daykova gab hierbei bekannt, dass der Gesamtwert des verbrauchten erneuerbaren Stroms bei diesem Zusammenschluss an Mitglieder jährlich bei über 280 Terawattstunden liegt.

Laut der CDP geben die meisten Unternehmen an, mit solch einem Zusammenschluss sowohl ihre Kundenbeziehungen festigen zu wollen wie auch den Bereich Risikomanagement aus Sicht der Marke auszubauen. 

Auch Barrieren, welche in den einzelnen Ländern oftmals vorkommen können und dadurch der Einsatz von erneuerbaren Energien erschwert wird, fließt in zukünftige Pläne innerhalb des Zusammenschlusses mit ein.

Ein sehr wichtiges Detail, welches Daykova im Interview erwähnt ist, dass eine Zusammenarbeit zwischen den Regierungen und den Unternehmen einen besonders hohen Stellenwert hat, um eine schnelle Energiewende heranführen zu können. Findet solch eine Zusammenarbeit statt, so können Hindernisse schneller beseitigt werden. Auch die Zusammenarbeit zwischen Investoren aus der Stromversorgung und Unternehmen ist essentiell. Je stärker die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Politik und Energieversorgern ist, desto besser wird die Anbieterseite ins Bild gesetzt und desto schneller kann die Energiewende erreicht werden. 

Fazit 

Wie wir in diesem Artikel herausfinden konnten, beschäftigen sich heutzutage immer mehr Unternehmen mit den Themen erneuerbare Energien, saubere Energie und Nachhaltigkeit. Es ist bemerkenswert wie schnell die Kurve an Unternehmen, die sich verschiedene Ziele in diesen Bereichen gesetzt haben oder sogar sich einer Initiative angeschlossen haben, rapide ansteigt. Es ist davon auszugehen, dass sich immer mehr Unternehmen in Zukunft, unterschiedlichen Bündnissen anschließen oder erst einmal eigenständig dauerhafte Ziele setzen, um nachhaltig agieren zu können. Aufgrund des Klimawandels und des hohen und zunehmenden Stellenwertes der Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft, sind auch Unternehmen, die sich diesen Themen zurzeit noch nicht annehmen, auf Dauer gezwungen sich in diese Richtung zu bewegen.  

Quellen

Kyle Harrison – PV-Magazin; BNEF’s bullish outlook for corporate clean energy procurement; 08.07.2021; https://www.pv-magazine.com/magazine-archive/bnefs-bullish-outlook-for-corporate-clean-energy-procurement/ 

Mariana Daykova und Becky Beetz – PV-Magazin; RE100 and the corporate renewable electricity boom; 08.07.2021; https://www.pv-magazine.com/magazine-archive/re100-and-the-corporate-renewable-electricity-boom/ 

PV Magazin – 07/2021; A solar lifeline – How PV is providing a spark of hope in Gaza’s dark hour; S. 75 – 79; Juli 2021; https://1uef331wxsmx3pof343ifwms-wpengine.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/sites/5/woocommerce_uploads/2021/06/pv-magazine_Global_2021-07_44towariwoa6-xlozwq.pdf 

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